Gorlebener Gebet Winter 2022/23
Liebe Freundinnen und Freunde des Gorlebener Gebets!
Seit dem Frühjahr 2022 liegt er vor: der aktualisierte Flyer über das
Gorlebener Gebet; Überschrift: "Spritualität und politische
Verantwortung.", Motto: Bleibet hier -wachet und betet!" In dem
Flyer machen wir deutlich, warum das regelmäßige Gebet unter den Kreuzen
im Wald nicht mit dem Aus für das Endlager in Gorleben ad acta gelegt
wird. Es gibt nach wie vor vielfältige Anliegen, die wir vor Gott
stellen wollen. Dazu gehört die drohende Wiederauferstehung der
gefährlichen und teuren Atomenergie. Dazu gehören auch
Ressourcenverschwendung, Ungerechtigkeit und Krieg. Seit dem Februar
2022 wurde der Krieg in der Ukraine immer wieder thematisiert und für
den Frieden gebetet. Für mich heißt "wachsam bleiben" auch, die
Problematik der Waffenlieferungen und der Gewaltspirale nicht aus
den Augen zu verlieren. Die Menschen in der Ukraine und die
Geflüchteten - jeder Nationalität - brauchen Solidarität und
Unterstützung und zugleich gilt es, jetzt nicht das Heil in massiver
Aufrüstung und fortgesetzter nuklearer Abschreckung zu suchen. Die
Türen für Friedensverhandlungen, für die Verständigung über eine
gemeinsame Sicherheit müssen offen bleiben und das wird nur gehen,
wenn Putin nicht zum schlechthin Bösen erklärt wird und nicht die
Russen zu Feinden.
Die Bilder der letzten Wochen waren sehr
erschreckend. Ich denke an die zerbombten Wohnhäuser, Kulturstätten,
Infrastruktur, Krankenhäuser. Ich denke an Kriegsverbrechen, die nur
teilweise unabhängig geprüft werden können. Ich denke gerade jetzt vor
allem an den Atommeiler in Saporischschja. Im Untersuchungsbericht
der IAEA heißt es, die Situation sei unhaltbar; Maßnahmen zu
Verhinderung eines Atomunfalls müssten ergriffen werden.
Mein
Mann, der mich bei meinen Gorlebener Gebeten meistens musikalisch
begleitet, fragt: "Glaubt ihr wirklich, dass euer Beten etwas nützt?
Dass Gott eingreift und hilft, alle Übel zu überwinden?" Ich glaube
nicht, dass Gott uns die Friedensarbeit abnimmt., Ich glaube aber,
dass er Menschen zur Einsicht und zur Umkehr bewegen kann. Sodass immer
mehr Menschen sagen: In der Gewalt liegt kein Heil - weder in der
Gewalt gegen die Natur noch gegen Mitmenschen und ganze Völker!
"Beten nimmt nicht die Last, aber stärkt die Schultern" heißt es. Das
glaube ich. In unserem Flyer kommen einige Personen zu Wort, die
recht regelmäßig am Gorlebener Gebet teilnehmen. Auch Ilse, die
unsere Motivation prägnant zusammengefasst hat: "In unserer
Gemeinschaft hier stärken wir die Hoffnung, dass wir die Ehrfurcht vor
dem Leben in seiner ganzen Vielfalt zum Maßstab unseres Handelns
machen können." Das sind für mich die Schlüsselwörter: Gemeinschaft,
Ehrfurcht vor dem Leben, Maßstab unseres Handelns. Und vor allem:
Hoffnung! Wir werden das Gorlebener Gebet fortsetzen, Sonntag für
Sonntag, solange sich Menschen dazu bereit finden. Denn Hoffnung
gehört zum Kern unserer Spritualität. Und sie bewegt uns zu
politischer Verantwortung.
Veronika Hüning
am 13. 6.
2022wurden diese Fassungen des Vaterunser vorgestellt:
Das Vaterunser: aus dem Griechischen ins Aramäische – Englische –
Deutsche:
Mutter-Vater alles Geschaffenen! Dein Name tönt heilig durch Zeiten
und Raum! Dein göttliches Eins-Sein schaffe in Liebe und Licht –
ewig und jetzt! Lass Deinen Willen durch meinen geschehen – wie im
Geist, so in allem Geformten! Gib uns Nahrung täglich – wie dem
Körper, so der Seele! Löse die Bande meiner Fehler – wie ich sie
anderen löse! Lass mich nicht verloren gehen an Oberflächliches und
Materielles! Befreie mich von Unreife und von allem, was mich
festhält und mich nicht loslassen lässt! Denn Dein ist die Kraft
und der Gesang des Universums – jetzt und hier und in Ewigkeit.
Amen. (G. Lamsa / J.E. Berendt) ***
Das Vaterunser im Indikativ
Gott,
du bist wie ein guter Vater. Nicht nur für uns, sondern für alle
Menschen auf der Erde. Wir sehen dich nicht, aber wir können deine
Nähe spüren. Du bist heilig. Deshalb sprechen wir deinen Namen mit
größter Achtung aus. Dein Reich wird kommen, das Reich des Friedens
und der Gerechtigkeit. Dein Wille geschieht überall, wo du wirkst: im
Himmel und hier unter uns. Du gibst uns, was wir zum Leben brauchen.
Du vergibst uns, wenn wir Unrecht getan haben. So wollen auch wir
denen vergeben, die uns verletzt oder Schaden zugefügt haben. Du
führst uns durch alle Herausforderungen im Leben. Du wirst einmal die
ganze Welt von allem Bösen befreien. Dafür danken wir dir schon
heute.
Amen.
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