Gorlebener Gebet

Bleibet hier - wachet und betet

Liebe Freundinnen und Freunde des Gorlebener Gebets !

„Geh aus, mein Herz, und suche Freud‘“ – an mehreren Sonntagen im letzten Sommer haben wir dieses Lied von Paul Gerhardt aus dem Jahr 1653 unter den Kreuzen im Wald von Gorleben gesungen. Christa Kuhl hat uns erzählt, dass „mein Herz“ der liebevoll ausgesprochene Name für Paul Gerhardts Frau war und dass er den Text gedichtet hat, nachdem sie durch den Tod zweier Kinder depressiv geworden war. Zugleich besingen die 15 Strophen Bilder der Schöpfung und bitten um Gottes Gnade und Segen. Diese Geschichte zieht einen starken Spannungsbogen: von Paul Gerhardts Trauer mit seiner geliebten Frau als dem einen Pol bis hinüber zu dem anderen Pol, der Freude an Gottes Schöpfung und Liebe.

Auch unser Gorlebener Gebet ist von einem solchen Spannungsbogen geprägt: Sorge und Zuversicht! Wir sorgen uns um die gefährdete Schöpfung, um die vielerorts verletzten Menschenrechte, um das
durch Hass und Gewalt bedrohte Zusammenleben. Aber wir bleiben nicht bei der Klage stehen.

Ich habe in unserem Tagebuch zurückgeblättert und im Sommerprogramm diese Themen gefunden: Licht, Lebensfreude, Frieden, Dankbarkeit, Hoffnung. Der Chor Wendish Gospel Joy hat gesungen,
Freude verbreitet, mit viel Schwung und Lächeln. Und als Heidrun Kortz von Amnesty Lüneburg die Andacht gestaltet hat, schilderte sie Beispiele für die Verletzung der Menschenrechte aus Russland,
Südafrika und der Türkei, Beispiele der politischen Verfolgung von LGBTQ-Menschen und der von Gewalt betroffenen Kinder. Aber ihr Thema war: Zeichen der Hoffnung. Jeder Mensch, der Widerstand
leistet, der sich der Verfolgung stellt, der bereit ist, Opfer zu bringen für eine bessere Zukunft – er/sie ist ein solches Zeichen der Hoffnung. Und wenn wir uns solidarisch erklären und diese Menschen und ihre Organisationen unterstützen, sei es durch Kontakt, durch Aufklärung oder durch Spenden, dann verstärken wir dieseHoffnung, selbst dann, wenn wir ihre Situation nicht unmittelbar verändern können.

„Geh aus, mein Herz, und suche Freud‘!“, so singen wir. Ja, manchmal muss man die Freude suchen. Nicht immer kommt sie uns unmittelbar entgegen. Sie zu suchen kann heißen: offen bleiben für das Schöne, dankbar für die Gemeinschaft, aufmerksam für die aufgehende gute Saat, wo immer sie sich zeigt.

Worauf kann sich unsere Hoffnung gründen? Auf gute Erfahrungen? Auf glaubwürdige Verheißungen? Auf unser Gottvertrauen? Paul Gerhardt singt von der großen Güte Gottes, „der so überfließend labt und mit so manchem Gut begabt das menschliche Gemüte“. Mein Freund Ferdi Kerstiens sagt: „Hoffnung geschieht im Tun des nächsten Schritts.“

Veronika Hüning

Wir über uns

Seit 1989 gestalten Sonntag für Sonntag verschiedene Gruppen und Einzelpersonen eine Andacht im Wald bei Gorleben.

Halbjahresprogramm

 Andachten Gorlebener
 Gebet Winter 2024/2025
Oktober - April
 Sonntag 14 Uhr
 

Aktuelles

Protest in Gorleben: Gelbes Holzkreuz als Klima-Symbol

"Wir stellen uns quer!"

Chrismon plus vom August 2023 / Monja Stolz
... und weitere Artikel